Arbeiterturnsport in Chemnitz

Freie Turnervereinigung Chemnitz e.V.
Freie Turnervereinigung Chemnitz e.V.

Die Stärke der Arbeiterbewegung in der Chemnitzer Region führte am Ende des 19. Jahrhunderts auch zur Herausbildung des Arbeitersports, zunächst des Turnsports. Wie in der etwas später einsetzenden Volkshausbewegung wurde auch im Turnsport mit Arbeitergroschen Eigentum geschaffen, von dem die – von Haus aus eigentlich viel besser situierte – bürgerliche Turnbewegung nur träumen konnte.

Bereits 1884 – also noch in der Zeit des Sozialistengesetzes – entstand z.B. in Altendorf der Arbeiter-Turnklub. Während der 1861 gegründete Allgemeine Turnverein Altendorf erst 1907 ein Grundstück erwarb, dessen sportliche Nutzung aber nie möglich wurde, konnte der Arbeiter-Turnklub bereits 1892 an der Waldenburger Straße einen Turnplatz mit Geräteschuppen errichten. Der Bau von Wohnhäusern und einer Straße im Jahre 1907 zwang ihn zwar zur Aufgabe dieses Platzes, jedoch konnte er bereits 1911 ein nahe gelegenes altes Hausgrundstück erwerben. Das Gebäude dort wurde abgerissen und an dessen Stelle 1913/14 eine Turnhalle gebaut.

Altendorfer Turnhalle
Altendorfer Turnhalle

Auch in anderen Chemnitz Stadtteilen baute der Arbeitersport Turnhallen. Im Frühjahr 1933 wurde der Arbeitersport von den Nationalsozialisten zerschlagen. Auch die Altendorfer Turnhalle wurde Ende April 1933 geschlossen und in das Eigentum der Stadt Chemnitz überführt. Erst ab 1948 war dort wieder ein Turnbetrieb möglich. Nach 1950 wurde die Turnhalle in die Trägerschaft des damaligen VEB RFT-Gerätewerks überführt und vor allem von der BSG Motor Altendorf genutzt.

Merkwürdigerweise knüpfte diese Sportgemeinschaft aber noch in der DDR nicht an die Erbauer der von ihr genutzten Turnhalle, sondern an den 1861 entstandenen bürgerlichen Turnsport an: 1986 feierte sie das 125jährige Bestehen des Turnsports in Altendorf und nach 1990 nahm sie den Namen „TuS 1861 Chemnitz-Altendorf“ an.

[Dieter Häcker]

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