August (Augustin) Friedel

August Friedel
Stadtarchiv Chemnitz

* 11.01.1875 in Wernstadt (Böhmen, tschech.: Vernerice, östl. von Usti n.L.)

† 06.02.1956 in Karl-Marx-Stadt

Beruf: Schlosser

 
Es konnte leider nicht herausgefunden werden, wann Friedel nach Chemnitz kam. Er gehörte aber dem am 09.11.1918 gebildeten Arbeit- und Soldatenrat Chemnitz als Vertreter der SPD an.

 

Im Januar 1919 wurde er erstmals in die Chemnitzer Stadtverordnetenversammlung gewählt, der er bis 1933 angehörte, zeitweise als 2.Vorsteher. 1920 war er maßgeblich an der Gründung der Chemnitzer Volksbühne beteiligt, deren Vorsitzender er bis 1933 war.

 

Am 09.03.1933 wurde auch er verhaftet. Er war ein paar Monate inhaftiert, mehr ist leider nicht bekannt. Danach war er als Vertreter für Märchenfilme tätig, auch außerhalb von Chemnitz. Das ermöglichte ihm wohl einige unauffällige Kontakte sowie 2 – 3 geheime Kurierdienste, darunter auch in die tschechische Grenzregion.

 

Ein- bis zweimal jährlich wurde er von der Gestapo verhört und nach dem Attentat auf Hitler vom 20.07.1944 wurde er – wie alle ehemaligen sozialdemokratischen und kommunistischen Mandatsträger – verhaftet, aber nur kurz. – Mehr teilt er in seinen 1954 verfassten Erinnerungen über die Zeit der NS-Diktatur nicht mit.

 

Bereits am 10.05.1945 fand eine erste größere sozialdemokratische Zusammenkunft in Chemnitz statt, auf der er zum Sprecher dieser Gruppe gewählt wurde. Als sich Ende Mai/Anfang Juni 1945 der Bezirksvorstand Chemnitz-Erzgebirge wieder konstituierte, wurde Friedel dessen Vorsitzender und führte die Chemnitzer SPD in die Zwangsvereinigung.

 

Von der ersten Stadtverordnetenwahl nach dem Krieg, am 01.09.1946, bis zu seinem Tod 1956 war er erneut Stadtverordneter, nun für die SED, bis Ende 1950 auch 1.Stadtverordnetenvorsteher. Im Oktober 1946 wurde er auch Mitglied des Sächsischen Landtags, gab jedoch dieses Mandat bereits im Dezember zurück.

 

Friedel befürwortete wohl schon im Sommer 1945 die Vereinigung mit der KPD. Er wurde von den damaligen Gegnern der Zwangsvereinigung aber nicht als „Einheitsfanatiker“ – wie Mückenberger oder Buchwitz – bezeichnet. Vielleicht waren es seine Kontakte zur sowjetischen Militärverwaltung ab Mitte Mai 1945, die ihn den Druck der Besatzungsmacht spüren ließ. Vermutlich hatte er auch die Illusion, aufgrund des zahlenmäßig deutlichen Übergewichts der SPD werde die Einheitspartei ein eher sozialdemokratisches Profil erhalten.

 

Dennoch muss man ihm wohl ein gravierendes politisches Versagen am Ende seines Lebens bescheinigen. Auch das Vorgehen gegen mehrere seiner ehemaligen Weggefährten seit Frühjahr 1948 bis zu deren Verhaftung und Verurteilung im Jahre 1949 veranlassten ihn nicht zum offenen Bruch mit der SED. [Dieter Häcker]

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