Betrachtungen zur Hilfe an den CFC

Die Fraktion – Stadtrat beschließt Hilfe für Chemnitzer FC unter klaren Bedingungen

bv-cfcIn der Sondersitzung am 16. Dezember hatte der Chemnitzer Stadtrat eine weitreichende und entsprechend schwierige Entscheidung zu treffen. Die Beschlussvorlage, den Vertrag zur vorzeitigen Beendigung des Gesamterbbaurechts zwischen Stadt und Chemnitzer FC zu ändern und damit dem CFC aus seiner ernsten Lage zu helfen, war bereits in den vergangenen drei Wochen in mehreren Gremien diskutiert worden.
Dabei wurden auch den Verantwortlichen des Vereins umfassenden Fragen zu den Ursachen und den Auswegen gestellt.

Für und Wider wurden gründlich abgewogen. Einerseits ist es nicht die Aufgabe der Stadt, Fehlentwicklungen eines eingetragenen Vereins zu kompensieren, zumal zahlreiche andere herausfordernde Aufgaben zu lösen. Andererseits galt es auch zu bedenken, dass ein Aus des Vereins eine große Lücke in den Chemnitzer Sport reißen würde und zugleich ausbleibende Pachteinnahmen bei gleichzeitig zu übernehmenden Betriebskosten für ein nicht mehr bespieltes Stadion nach sich ziehen würde.

Die drei Fraktionen SPD, Die Linke sowie CDU/ FDP erarbeiten schließlich einen umfassenden Änderungsantrag, der klare Bedingungen für die Rettung des Vereins setzte. Die zentralen Elemente sind

1.)stärkere Transparenz, durch eine regelmäßige Berichterstattung im Verwaltungs- und Finanzausschuss,

2.) ein verbessertes Controlling u.a. die vorübergehende operative Betriebsführung durch eins energie

und 3.) die Schaffung von Vereinsstrukturen, die eine vergleichbare Misere zukünftig verhindern sollen. Außerdem wird der Verein aufgefordert, die Nutzung des Stadions nach außen weiter zu intensivieren und entsprechend damit
nach außen zu gehen.

Dieser Änderungsantrag klärte nicht das „ob“ sondern das „wie“, eröffnete aber den Weg für eine mögliche Zustimmung. In der Ratssitzung wurde nochmal intensiv debattiert und keine Fraktion machte sich die Entscheidung leicht. In der SPD-Fraktion gab es keine einheitliche Fraktionsmeinung, jedes Fraktionsmitglied stimmte nach eigener Abwägung. Argumente wie die engagierte Mitgliederbasis, die Abteilungen über die Profimannschaft hinaus sowie eigentlich guten Chancen, die das neue Stadion bietet, ließen schließlich sowohl in der SPD-Fraktion (9 Ja- und 3 Nein-Stimmen) als auch im Stadtrat (42 Ja, 13 Nein) eine deutliche Mehrheit zustande kommen. Das ist sicher keine euphorische Entscheidung, jedoch hat der Chemnitzer FC die eine Chance erhalten, sich künftig so aufzustellen, dass sich eine solch tiefe Krise wie in den letzten Monaten nicht noch einmal wiederholt.

Der Kämmerer der Stadt Chemnitz, Sven Schulze – Quo vadis CFC?

Sven SchulzeFassungslosigkeit und Unverständnis – das charakterisiert ganz gut, was die Chemnitzer Verwaltungsspitze im Rathaus empfand, als sie Ende Oktober erstmals mit der katastrophalen finanziellen Situation des Clubs konfrontiert wurde. Recht bald war aber das Ziel klar: Wir wollten helfen. Weil Verein, Mitglieder und Fans eine herausragende Bedeutung für unsere Stadt haben. Aber nicht bedingungslos. Denn ein „weiter so“ konnte und durfte es nicht sein. Der etwas sperrige Weg über die Ablösung des Erbbaurechtes war übrigens der einzige europa-beihilferechtlich mögliche Weg, als Stadt einem Profiverein finanzielle Unterstützung zukommen zu lassen. Die letzten vier Wochen
waren geprägt von unzähligen Beratungen, Verhandlungen und Gesprächen mit Fans, Sponsoren, Gremien und juristischen und steuerlichen Beratern. Das deutliche Stadtratsvotum war Endpunkt und Auftakt zugleich. Den Worten und Bekundungen des CFC müssen nun Taten folgen. Konsequente Reformen – strukturell wie personell genauso wie eine 1:1 Umsetzung des Sanierungskonzeptes. Stadt und Städtische Unternehmen werden dabei helfen und
auf die Noten schauen. Langfristig muss der CFC wieder auf eigenen Beinen stehen – denn ein kommunaler FC hilft am Ende niemanden.

Der Fraktionsvorsitzende Detlef Müller – Zur Lage des Chemnitzer FC

Detlef Müller
Detlef Müller

Die Liste ostdeutscher Traditionsvereine, die aufgrund finanzieller Schwierigkeiten oder schlechter sportlicher
Leistung den Gang in die Bedeutungslosigkeit antreten mussten, ist lang. Es traf unter anderem den FC Carl Zeiss Jena, FC Energie Cottbus, Hansa Rostock, FC Union Berlin, Dynamo Dresden. Einigen Vereinen ist es gelungen, sich neu aufzustellen, sich zu konsolidieren und dann wieder in die Erfolgsspur zurückzukehren.

Der Chemnitzer FC kämpfte ebenfalls gegen solche Widrigkeiten an. 1996 stiegen die Chemnitzer aus der 2. Bundesliga ab. Der Wiederaufstieg gelang 1999. Zwei Jahre später kam es aber erneut zum Abstieg. Zum ganz großen GAU kam es aber erst in der Spielzeit 2005/06, als der Klub als Tabellenletzter in die Oberliga Nordost/Süd abstieg. Seinerzeit war der Verein ebenfalls verschuldet, Mathias Hänel übernahm das Ruder und bewahrte den Verein vor Schlimmerem. Heute findet sich der Verein in einer ähnlichen, aber bis vor wenigen Tagen der Öffentlichkeit noch völlig unbekannten Schieflage wieder.

Als ich von der finanziellen Lage des Chemnitzer FC erfuhr, war ich konsterniert und auch persönlich tief enttäuscht. In mehreren Statements, in der Freien Presse, in der Sendung „Sport im Osten“ und auch via Facebook, habe ich deutlich gemacht, wie der Fahrplan aussehen muss, damit wir im Stadtrat der Beschlussvorlage, also einer finanziellen Hilfe durch die Stadt in Höhe von 1,26 Millionen Euro, zustimmen können.

Konkret geht es um die Professionalisierung der Buchführung und des Controllings, die Bereitschaft der Verantwortlichen ihre Ämter niederzulegen und die Zuhilfenahme externer Sachverständiger (GGG, eins Energie). Ein weiterer Schritt, der in Erwägung gezogen werden kann, ist die Ausgliederung der ersten Profimannschaft aus dem Verein in eine eigene Gesellschaft.

Mit der Zustimmung des Stadtrates zur Beschlussvorlage der Oberbürgermeisterin besteht nunmehr die Möglichkeit die drohende Insolvenz abzuwenden und den Verein zu konsolidieren. Indes wünsche ich den Spielern und dem Trainerteam viel Erfolg, dies ist auch eine Möglichkeit der finanziellen Schieflage entgegenzuwirken.

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