Chronik der SPD Chemnitz von 1865 bis heute

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Von 1865 bis 1918

  • 1865 Gründung der Chemnitzer Ortsgruppe des ADAV
  • 1866 Gründung der Sächsischen Volkspartei in Chemnitz unter Mitwirkung von August Bebel und Wilhelm Liebknecht
  • 1867 Als erster sozialdemokratischer Chemnitzer Abgeordneter zieht Emil Försterling (LADAV) in den Reichstag ein. Bis zum Ersten Weltkrieg gewinnen die Chemnitzer Sozialdemokraten stets das Reichstagsmandat, außer 1871, 1877 und 1887.
  • 1869/70 Fast alle Chemnitzer Lassalleaner-Gruppen schließen sich den Eisenachern an
  • 1871 Die sozialdemokratische Zeitung „Chemnitzer Freie Presse“ wird gegründet.
  • 1889 Mit Wilhelm Liebknecht wählen die Chemnitzer erstmals einen Sozialdemokraten in den Landtag.
  • 1890 Das Sozialistengesetz wird aufgehoben.
  • 1892 Karl Walther und Emil Rosenow formulieren für Chemnitz das erste sächsische sozialdemokratische Kommunalwahlprogramm.
  • 1897 Die SPD entsendet erstmals Mandatsträger ins Chemnitzer Stadtverordnetenkollegium. Für die Klasse der Ansässigen wurden Robert Hauschild, Carl Gottlob Otto, Carl Gotthelf Ludwig, Bruno Irmscher, Robert Zeißig, Maximilian Guido Kändler und Emil Oehme gewählt, für die Unansässigen Heinrich Lorenz, Emil Berger, Albin Langer, Paul Enders, Adolf Schmidt, Oswald Otto, Bruno Mehnert und Hermann Hafner.
  • 1899 Die Burgstädter „Volksstimme“ und der Chemnitzer „Beobachter“ vereinigen sich zur „Volksstimme“ mit Sitz in Chemnitz.
  • 1904 Mit dem Volkshaus schafft sich die Chemnitzer SPD einen eigenen Versammlungsort.
  • 1910 Die Chemnitzer SPD kauft die Villa Dresdner Straße 38, die der neue Sitz der Partei wird. Als Neubau entsteht auf dem Gelände ein großes Druckereigebäude für die „Volksstimme“, das 1911 eingeweiht wird.
  • 1912 In Chemnitz findet der „Parteitag der deutschen Sozialdemokratie“ (Reichsparteitag der SPD) statt.

 

Von 1918 bis 1933: Die SPD Chemnitz in der Weimarer Republik

  • 8.11.1918 Die Novemberrevolution erreicht Chemnitz. Die SPD bildet am 9. November zusammen mit der USPD und Soldatenvertretern den Chemnitzer Arbeiter- und Soldatenrat.
  • 12.1.1919 Entgegen dem Trend erringt die SPD bei den Stadtverordnetenwahlen 34 von 60 Sitzen. Erstmals ziehen auch Frauen ins Rathaus ein.
  • 1919 – 1929 Die starke Position der SPD in der Stadtverordnetenversammlung ermöglicht sozialen Wohnungsbau und den Ausbau der sozialen Fürsorge.
  • 1920 Die Chemnitzer Volksbühne wird gegründet. Erster Vorsitzender wird der SPD-Stadtverordnete August Friedel.
  • 1931 Die SPD hat in Chemnitz über 26.000 Mitglieder.

 

Von 1933 bis 1945: Die SPD Chemnitz während des Nationalsozialismus

  • März 1933 Nach dem Reichstagsbrand am 27.2.1933 beginnt der Nazi-Terror in voller Schärfe. Am 2. März wird die „Volksstimme“ verboten. Bei den Reichstagswahlen am 5. März gewinnen Kurt Uhlig und Bernhart Kuhnt noch einmal Mandate. Uhlig kann zunächst sein Mandat noch wahrnehmen und stimmt am 22. März wie die übrigen SPD-Abgeordneten gegen das Ermächtigungsgesetz. Kuhnt wird am 9. März verhaftet und zusammen mit ebenfalls festgenommenen SPD-Stadtverordneten öffentlich gedemütigt. Am selben Tag wird Georg Landgraf erschossen, als er sich der Übernahme des Verlagshauses durch die SA widersetzt. Am gleichen Tag wird auch Karl Böchel, Vorsitzender des Bezirks Chemnitz-Erzgebirge, zugleich auch Vorsitzender der Landtagsfraktion, im Dresdner Landtag von der SA schwer misshandelt.
  • April 1933 Mehrere SPD-Stadtverordnete werden nach Schloss Sachsenburg gebracht und müssen auf dem Spinnerei-Gelände an der Zschopau ein KZ mit aufbauen. Andere bleiben im Polizeigefängnis.
  • 22.6.1933 Die SPD wird verboten.

 

1945/46 Von Wiedergründung bis zur Zwangsvereinigung

  • 10.5.1945 30 bis 40 Chemnitzer Sozialdemokraten treffen sich und ernennen August Friedel zu ihrem Sprecher. Ziel ist die Wiederzulassung der SPD durch die sowjetische Kommandantur.
  • Mai 1945 Spontane Gründung von „Antifa-Ausschüssen“ in Chemnitz durch Antifaschisten aller poltischen Richtungen mit dem Ziel, die verheerenden Folgen der Hitlerdiktatur und des Krieges zu überwinden und das Leben in der verwüsteten Stadt wieder in Gang zu bringen.
  • 27.5.1945 Die“ Antifaschistische Front Chemnitz“ wird als Sammelbecken von Antifaschisten gegründet. Ihrem Präsidium gehören neben zwölf Kommunisten und sieben bürgerlichen Demokraten neun Sozialdemokraten an. Die „Antifaschistische Front“ will die neue Stadtverwaltung bei der Lösung der dringendsten Probleme unterstützen und begründet damit eine „Doppelherrschaft“. Außerdem verfolgt sie das Ziel, die Bevölkerung umzuerziehen.
  • ab 1945 bis 1946 Die Sozialdemokraten Albert Jentzsch, Paul Grimm und Hans Hermsdorf übernehmen Bürgermeisterämter in der Chemnitzer Stadtverwaltung.Öffentliche Leitungsämter werden von Chemnitzer Sozialdemokraten zunächst auch in der Schulverwaltung (Moritz Nestler, Carl Rudolph), Arbeitsverwaltung (Josef Siegnoth) und Polizeiverwaltung (Karl Eger, Alfred Langguth) sowie im Genossenschaftswesen (Karl König, Willy Lesser) wahrgenommen.
  • 18.6.1945 Wenige Tage nach der offiziellen Wiederzulassung der SPD in der SBZ wird die Partei auch in Chemnitz wieder legalisiert. August Friedel wird kurz darauf Vorsitzender der SPD-Bezirks Chemnitz-Erzgebirge, sein Stellvertreter Gerhard Börner.
  • 26.6.1945 Anstelle der „Antifaschistischen Front“ wird der „Block der antifaschistisch-demokratischen Parteien“ auf Veranlassung der Besatzungsmacht gegründet, an dem die SPD beteiligt ist. Am gleichen Tag erfolgt die Bildung einer „Arbeitsgemeinschaft“ mit der KPD auf deren Initiative. Durch das gemeinsame Vorgehen der beiden Arbeiterparteien werden die bürgerlichen Parteien stark benachteiligt. Doch auch bei den Sozialdemokraten tritt angesichts der kommunistischen Dominanz bald Ernüchterung ein.
  • 6.7.1945 Erste große öffentliche Volksversammlung der SPD in der Gaststätte „Wiesenburg“ Chemnitz-Altendorf.
  • Oktober 1945 Die „Chemnitzer Volksstimme“ erscheint wieder. Sie hat im März 1946 56000 Leser.
  • 13.1.1946 Der Chemnitzer Unterbezirksparteitag fordert in einem Klima zunehmender Repressionen eine Urabstimmung über die Vereinigung mit der KPD. Die Urabstimmung wird in der gesamten Sowjetischen Besatzungszone von der Besatzungsmacht verboten.
  • März 1946 Der SPD-Bezirk Chemnitz-Erzgebirge hat 42000 Mitglieder in 236 Ortsgruppen.
  • 30./31.3.1946 Der Unterbezirksparteitag Chemnitz und der Bezirksparteitag der SPD Chemnitz-Erzgebirge beschließen die Zustimmung zur Vereinigung. Am 7.4.1946 wird die SPD mit der KPD in Sachsen zwangsvereinigt.

 

Von 1989 bis heute: Wiedergründung und sozialdemokratische Erfolge

  • 7.10.1989 Im Pfarrhaus Schwante bei Berlin wird die Sozialdemokratische Partei in der DDR (SDP) gegründet.
  • 13.10.1989 Im Anschluss an das erste Gespräch der „Gruppe der 25“ mit Oberbürgermeister Dr. Langer findet das Podiumsgespräch „Auferstanden aus Ruinen – und wie weiter?“ in der Johanniskirche und in der Lutherkirche statt; ein paar junge Zuhörer vor der Lutherkirche – darunter Mitglieder des Arbeitskreises „Offene Kirche“ – kommen ins Gespräch über die bekanntgewordene Initiative zur Gründung der Sozialdemokratischen Partei in der DDR.
  • 17.10.1989 In einer Privatwohnung findet eine erste Zusammenkunft statt. Die Gruppe konstituiert sich als örtliche Initiativgruppe zur Gründung der SDP und beschließt, Kontakt zur zentralen Initiativgruppe in Berlin herzustellen. Bis Anfang Januar wird dann ein Raum im Lukas-Pfarrhaus am Josephinenplatz zum Tagungsort.
  • 18.10.1989 Die Gruppe bestätigt den Text für einen Brief an die Initiativgruppe zur Gründung einer Sozialdemokratischen Partei in der DDR (über die offizielle Gründung der SDP am 7.10.89 in Schwante waren keine verlässlichen Informationen vorhanden. Grundlage war der Gründungsaufruf vom 24. Juli). Der Brief wurde konspirativ von einem Mitglied mit Hilfe eines Bekannten nach Berlin und dort an das SDP-Vorstandsmitglied Angelika Barbe gesandt (unter dem Datum 20.10.).
  • 23.10.1989 Nach dem Ausscheiden von 5 Mitgliedern aus dem Zwickauer Raum aus „Gruppe der 25“ werden die frei gewordenen Plätze neu besetzt. Volkmar Wohlgemut bewirbt sich ausdrücklich als Vertreter der SDP und wird von der Versammlung auch berufen.
  • 27.10.1989 Auf einem Podiumsgespräch in der Johanniskirche wird die SDP-Gründung im Bezirk Karl-Marx-Stadt bekannt gegeben.
  • 31.10.1989 Die Gruppe erfährt, dass der Brief vom 20.10. bei Angelika Barbe angekommen ist, und dass sie als erste Gruppe der SDP im Bezirk Karl-Marx-Stadt anerkannt sei. Sie konstituiert sich deshalb provisorisch als Bezirksvorstand und wählt Volkmar Wohlgemut und Roland Richter zu gleichberechtigten Sprechern, Dieter Häcker zum Geschäftsführer, Mathias Wagner zum Protokollanten und Andrea Wagner zur Kassiererin. Drei Wochen später tauschen Häcker und M.Wagner ihre Funktionen.
  • 7.11.1989 Erste größere Veranstaltung der SDP im Saal der Evangelischen Studentengemeinde im Lukas-Pfarrhaus. Von den ca. 70 Teilnehmern füllten etwa 35 sofort Aufnahmeformulare aus. Für verschiedene Stadtteile stellen sich Teilnehmer als Kontaktadressen zur Verfügung. Wenige Tage später entstanden zunächst die Ortsgruppen Kaßberg und Sonnenberg.
  • Mitte November 1989 Bei der Umformierung der „Gruppe der 25“ in die Demokratisch-Oppositionelle Plattform (DOP) ist die SDP durch Volkmar Wohlgemut und Mathias Wagner vertreten. Beide vertreten die SDP dann auch am Runden Tisch des Bezirks.
  • 20.11.1989 Eine Initiativgruppe um Dr. Peter Seifert und Peter Fittig beschließt in der Bonhoeffer-Gemeinde die Gründung eines Stadtverbandes der SDP.
  • 27.12.1989 Der Stadtvorstand konstituiert sich. Dr. Peter Seifert wird zum Vorsitzenden gewählt.
  • 14.1.1990 Veranstaltung der SDP vor dem Rathaus. Umbenennung in SPD.
  • 7.2.1990 Offizielle Wahl des Stadtvorstandes durch die Mitglieder der inzwischen gebildeten Ortsvereine. Vorsitzender ist Dr. Peter Seifert.
  • 10.2.1990 Im alten SPD-Haus in der Dresdner Straße 38, das am 8.2. von der SED/PDS wieder an die SPD übergeben wurde, findet der Bezirksparteitag statt.
  • 22.2.1990 SPD/DDR-Parteitag in Leipzig. Willy Brandt wirbt für den Zusammenschluss beider deutscher Staaten. Verabschiedung eines Wahlprogrammes („Ja zur Deutschen Einheit“). Johannes Gerlach wird in den Vorstand, Dr. Peter Seifert in den Parteirat gewählt. Der Parteitag beschließt: Es wird befürwortet, keine ehemaligen SED-Mitglieder, die nach dem 7.10.1989 ausgetreten sind, in die SPD aufzunehmen.
  • 2.3.1990 Gründung der JUSOS auf Bezirksebene
  • 6.3.1990 Wahlkundgebung mit Willy Brandt vor dem Karl-Marx-Monument (150000 Teilnehmer).
  • 18.3.1990 Bei der ersten demokratischen Volkskammerwahl gewinnt die SPD nur 21,9 %, in Karl-Marx-Stadt/Chemnitz 18,8 %.
  • 6.5.1990 Bei den Kommunalwahlen bekommt die SPD 14 der 80 Mandate. Die Partei geht eine Koalition mit CDU, den liberalen Parteien, dem Demokratischen Aufbruch und der DSU ein. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Dr. Peter Seifert wird unter dem CDU-Bürgermeister Dr. Dieter Noll 1. Bürgermeister. Im Frühjahr 1992 tritt die SPD nach Differenzen um den Haushalt aus der Koalition aus. Beschlüsse werden nun mit wechselnden Mehrheiten gefasst.
  • 26.5.1990 Gründungsparteitag des Landesverbandes Sachsen in Karl-Mark-Stadt
  • 15.9.1993 Nach der Abwahl des Nachfolgers von Dieter Noll, Dr. Joachim Pilz, wird Peter Seifert von der Mehrheit der Stadtverordneten zum Oberbürgermeister gewählt.
  • 12.6.1994 Nach geändertem sächsischem Kommunalwahlrecht wählen die Chemnitzer nun ihren Oberbürgermeister direkt. Dr. Peter Seifert wird mit 73,1% der Stimmen im Amt bestätigt. Bei den parallel stattfindenden Stadtratswahlen erringt die SPD 21 der 60 Mandate und wird damit wieder stärkste Fraktion.
  • 13.5.2001 Wiederwahl von Dr. Peter Seifert zum Oberbürgermeister mit fast 70 % der Stimmen
  • 25.6.2006 Barbara Ludwig gewinnt die Oberbürgermeisterwahl. Im Juni 2013 wird sie im Amt bestätigt.
  • 2013 Barbara Ludwig wird für weitere sieben Jahre im Amt der Oberbürgermeisterin bestätigt.
  • 2016 Dr. Peter Seifert wird am 4. November in Anerkennung seines Wirkens und seiner Verdienste zum Wohle der Stadt Chemnitz die Ehrenbürgerschaft verliehen.
  •  14.10.2020 Sven Schulze gewinnt die Oberbürgermeisterwahl, erringt im ersten Wahlgang 23%, im zweiten Wahlgang 34,8% der Stimmen. Im Mai 2021 wird er in das Amt des Oberbürgermeisters eingeführt.
  • 2020 Barbara Ludwig beendet im Oktober 2020 ihre beiden Amtszeiten zeitgliech mit der Verkündung, dass Chemnitz im Jahr 2025 den Titel Europäische Kulturhauptstadt tragen wird.

 

 

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