Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin, sehr geehrte Herren Bürgermeister,

sehr geehrte Stadträtinnen und Stadträte, liebe Chemnitzerinnen und Chemnitzer,
die Nachricht letzten Freitag hat uns alle erschüttert. Dass Karstadt – Kaufhof Filialen schließen wird, war absehbar.
Dem Einzelhandel wird durch den Online-Handel ohnehin erheblich zugesetzt. Neue Schuhe? Bestell ich mir gleich mal drei Größen, lasse die mir nach Hause liefern und die zwei Paare, die mir nicht passen, nimmt bequemerweise die Tankstelle um die Ecke als Retoursendung entgegen. Dieser Wandel ist seit längerer Zeit absehbar, erlebbar und unumkehrbar – Klagen über mit LKW verstopfte Autobahnen inklusive.
Dass unter den geschlossenen Warenhäusern des Konzerns allerdings das frühere Flaggschiff des Konzerns sein soll, unser Chemnitzer Gläserner Galeria Kaufhof, das überraschte dann doch.

Weil es eben nicht um das leider chemnitz-typische Selbstmitleid geht: Leipzig, Dresden, Halle, Erfurt, Magdeburg bleiben, Dessau und, natürlich, Chemnitz müssen schließen. Nein, darum geht es nicht. Sondern: rein von den Zahlen her steht das Chemnitzer Warenhaus nicht schlecht da, die Umsätze liegen im Deutschlandvergleich gut im Mittelfeld, das Gebäude ist passgenau auf ein modernes Warenhaus zugeschnitten.
Unsere Oberbürgermeisterin hat sich gemeinsam mit dem Betriebsrat bereits deutlich positioniert. Allein der Standort sucht ja seinesgleichen, zentraler geht es gar nicht und trotzdem hält der Nahverkehr aus dem Umland direkt vor der Tür.
Es lohnt sich zu kämpfen, ja – mit Menschenketten, Unterschriftslisten, Gesprächen und Apellen, aber auch, und das wünsche ich mir, mit einem starken Signal der Staatsregierung in Dresden, auch mit Blick auf die ganze Region Südwestsachsen.
Es macht nämlich schon einen gewaltigen Unterschied, ob in Berlin sechs von elf Warenhäusern geschlossen werden oder in Chemnitz oder eben auch Südwestsachsen ein von eins.
Von der Staatsregierung wünsche ich mir, dass sie den Kampf, den wir als Stadt führen, unterstützt.
Und trotzdem dürfen wir, auch wenn es nicht gelingt, den Kopf nicht in den Sand stecken. Diese Stadt hat so viele Wandel bewältigt. Sogar im Zusammenhang mit Kaufhof selbst. Als der Konzern sich damals von den beiden alten Chemnitzer Warenhäusern Tietz und Schocken trennte, wurden diese in zwei sehr unterschiedliche aber tolle Schmuckstücke verwandelt.
Und mit dem gläsernen Galeria Kaufhof gelang es, einen wesentlichen Baustein für eine attraktive Innenstadt zu setzen.
Daher müssen selbstverständlich auch die Gespräche mit dem Eigentümer des Gebäudes, übrigens auch mit denen anderer Immobilien, geführt werden, auch mit der langfristigen Perspektive, wie man dem voranschreitenden Wandel im Einzelhandel begegnet. Das hat nichts mit Resignation zu tun, sondern mit Umsicht, weil bestimmte Entwicklungen einfach nicht umkehrbar sind. Nutzmischungen und eine große Offenheit für neue Idee, neue Angebote werden daher gefragt sein.
Ein Blick auf die letzten 30 Jahre zeigt: Wir hatten es hier nie einfach, es gab immer wieder Rückschläge und Enttäuschungen. Wir sind jedesmal neu aufgestanden und werden das auch jetzt tun –
Wir werden auch diesen aktuellen Wandel meistern.
Vielen Dank.
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