Informationsanfrage – Fahrplan CVAG

Veröffentlicht in: Ratsanfragen im Stadtrat | 0

Fragesteller:innen:

Mitglieder der SPD-Fraktion, redaktionell Wilma Meyer

Frage und Beantwortung:

Sehr geehrte Damen und Herren,

zu Ihrer Informationsanfrage teile ich Ihnen im Auftrag des Oberbürgermeisters und basierend auf
Zuarbeit der Chemnitzer Verkehrs-AG (CVAG) Folgendes mit:

Seit Anfang Oktober verkehrt die CVAG im angepasstem Takt in den Abendstunden, um personalbedingten Fahrtausfällen vorzubeugen. In der Ausgabe der Freien Presse vom 06.12. wurde darüber informiert, dass dieser Takt bis auf Weiteres gelte. Dazu bitten wir um die Beantwortung folgender Fragen:

1. Ist ein Ende der zum 04.10. in Kraft getretenen Maßnahmen absehbar?

Unter Berücksichtigung des schwankenden Krankenstandes und unter Beachtung der Antworten zu den nachfolgenden Fragen 2 bis 5 ist eine zeitliche Begrenzung der Maßnahme derzeit nicht absehbar.

2. Welche Maßnahmen sind seither ergriffen worden, den im Nahverkehrsplan festgehaltenen Normaltakt wieder in Kraft zu setzen?

Die Bemühungen der CVAG im Bereich der Personalakquise ausreichend Personal zu be-
schaffen und zu qualifizieren sind kontinuierlich hoch. Im Jahr 2022 wurde eine zusätzliche Stelle im Recruiting geschaffen, um personell die Personalbeschaffung überhaupt leisten zu können. Es wurde zudem ein zweiter Fahrlehrer/Fahrmeister für die betriebliche Fahrschule eingestellt, um die Bedarfe für die Ausbildung im Quereinstieg und die betriebliche Ausbildung von Auszubildenden besser abdecken zu können. Im Kontext der betrieblichen Fahrschule und der Personalbeschaffung hat sich damit ein tragfähiger Beschaffungsprozess etabliert.

Der Prozess zur Personalbeschaffung gerät an seine Grenzen, sollte nicht genügend geeignetes Personal am Arbeitsmarkt beschafft werden können. Hier spielt zudem die in den letzten Jahren nominal gestiegene Fluktuation im Fahrdienst eine Rolle.
Konkret ab dem Jahr 2023 wirkt aber auch der Rückgang der tariflichen Arbeitszeit auf 38
Stunden, der die produktive Arbeitszeit im Umfang von 10 Vollzeitäquivalenten (VzÄ) mindert. Diese sind mit der Beschaffung von zusätzlichen 13 Personalen zu kompensieren, dabei jedem eingestellten Mitarbeiter auch die unproduktiven Zeitanteile berücksichtigt werden müssen.

Darüber hinaus besteht Konsens zwischen der CVAG und der Stadt Chemnitz, vertreten
durch das Verkehrs- und Tiefbauamt in seiner Funktion als technischer Aufgabenträger im ÖPNV, dass auch die Beschleunigung des ÖPNV in Chemnitz, unter anderem bei baumaßnahmenbedingten Umleitungsverkehren, forciert werden muss und das damit einhergehende Potenzial zur Verringerung von Umlaufzeiten und damit letztlich auch der sparsamere Personaleinsatz für die Istleistung vorangetrieben werden muss.

Besonders aber im Kontext des demographischen Wandels, der in den nächsten Jahren den Abgang der Generation der „Babyboomer“ abbildet, wird es einen strukturellen Rückgang von Arbeitskräften auf dem Arbeitsmarkt geben. Und dieser wird anteilig auch die CVAG treffen. Um dieser Situation entgegenzuwirken, bereitet die CVAG unter anderem aktuell die Teilnahme an einem Förderprogramm vor, dass innovative Wege bei der Personalbeschaffung fördert. Mit Mitteln aus diesem Programm will die CVAG die bereits beschriebene Struktur der Beschaffung und Qualifizierung weiter ausbauen und innerhalb dieser Struktur auch Modellprojekte für alternative Beschaffungswege erproben.

Es ist nicht auszuschließen, dass in den kommenden Jahren nicht immer alle Personalbe-
darfe gedeckt werden können, auch wenn die oben beschriebenen Lösungsansätze vollumfänglich weiter ausgebaut werden können.

3. Worauf belaufen sich die Planzahlen des Fahrpersonals der CVAG im laufenden und im folgenden Jahr?

Vorbemerkung zur Personalplanung:

Bei der Personalplanung sind neben Plan- und Istwerten auch die Sollwerte eine relevante Kenngröße. Die Sollwerte entsprechen den Planwerten zumeist annähernd im Zeitpunkt der Aufstellung des Wirtschaftsplanes. Die Sollwerte bilden die Anzahl benötigter Personale zur definierten Leistungserbringung ab. Im Unterschied dazu entsprechen die Planwerte der Anzahl regelmäßig benötigter Personale zur Leistungserbringung. Unterjährig schwanken die Sollwerte mitunter stark, da sie von teilweise erheblich wirkenden Parametern wie Baustellengeschehen und Krankenstand aber auch von unkalkulierbaren Kriterien wie der Leistungsfähigkeit von Subunternehmen abhängen. Tarifliche Kriterien wie die Arbeitszeit und
betriebliche Kriterien wie vereinbarte Dienstplanparameter oder der Anteil von Teilzeitmitarbeitern lassen sich zwar grundsätzlich zuverlässiger planen, verschärfen aber auch die Wirkungsweise der übrigen Kriterien.

Aufgrund der Bedeutung des Sollwerts prüft die CVAG unterjährig den Ist-Stand der Personale nicht ausschließlich gegenüber dem Planwert sondern überprüft zudem auch den Planwert mittels Berechnung des Sollwerts.

Eine Konsequenz aus dieser laufenden Überprüfung war für den Planwert 2022, dass dieser nicht auskömmlich ist. Im Sollwert wurden weitere 10 Personale berücksichtigt, da das Baustellengeschehen in der Stadt seit Jahren zunimmt und den saisonal wirkenden Charakter verloren hat, vielmehr eher ganzjährig in nur geringer Änderung der Ausprägung auf hohem Niveau stattfindet. Darüber hinaus wurden weitere Personale im Sollwert berücksichtigt, die aufgrund von durch Subunternehmen zurückgegebener Leistung und einem höheren durchschnittlichen Krankenstand erforderlich waren.

Angaben zum Stand Dezember 2022 in VzÄ

Fahrdienst – Plan 2023 398,00
Fahrdienst – Soll 2023 400,00
Fahrdienst Dezember 2022 – Ist*) 368,63

*) zzgl. 28 Mitarbeiter Fahrdienst, die sich aktuell in Ausbildung Quereinstieg befinden

4. Worauf belaufen sich die tatsächlich erzielten Zahlen des Fahrpersonals der CVAG im laufenden Jahr?

Siehe Antwort zu Frage 3.

5. Worauf beläuft sich der aktuelle Krankenstand unmittelbar vor der Taktänderung und in der Zeit seitdem?

In der Zeit vor Inkraftsetzen des reduzierten Fahrplans am 04.10.2022, also in dem Zeitraum, in dem die Entscheidung mit der Stadt Chemnitz abgestimmt wurde, lag ein durchschnittlicher Krankenstand von 15 Prozent vor. Seither schwankte der Krankenstand zwischen 9 und 16 Prozent und lag im Mittel seit 04.10.2022 bei 12 Prozent.

Mit freundlichen Grüßen

Michael Stötzer
Bürgermeister

Link zur Informationsanfrage

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