Fragesteller: Ulf Kallscheidt
Frage:
Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin,
ich bitte Sie um die Beantwortung folgender Fragen:
1) Wie viele Ampelanlagen existieren in Chemnitz? Bitte weisen Sie die Anzahl der reinen Fußgängerampeln gesondert aus.
2) Wie viele Ampelanlagen existieren in vergleichbar großen Städten wie Mönchengladbach, Braunschweig, Kiel oder Aachen?
3) Wie viele der unter 1) genannten Anlagen werden zentral und wie viele werden einzeln durch ein statisches Programm gesteuert? Bitte geben Sie mit an, ob diese Anlagen zu bestimmten Zeiten deaktiviert werden.
4) In welchem baulichen/technischen Zustand befinden sich die unter 3) genannten Ampelanlagen?
Bitte geben Sie an, welche Anlagen kurz- und mittelfristig saniert oder erneuert werden müssen.
5) Welche Ampelanlagen könnten durch andere verkehrlichen Regelungen (Verkehrszeichen, Kreisverkehre,…) ersetzt werden?
6) Wie hoch sind jeweils die einmaligen und langfristigen Kosten für 4) und 5) und in welcher Höhe sind hierfür Mittel in den Haushaltsplanentwurf für die kommenden Jahre eingestellt?
Für die Beantwortung der Fragen danke ich im Voraus.
Mit freundlichen Grüßen
Ulf Kallscheidt
Antwort:
Sehr geehrter Herr Kallscheidt,
zu Ihrer Ratsanfrage teile ich Ihnen im Auftrag der Oberbürgermeisterin Folgendes mit:
1) Wie viele Ampelanlagen existieren in Chemnitz? Bitte weisen Sie die Anzahl der reinen Fußgängerampeln gesondert aus.
Aktuell betreibt die Stadt Chemnitz 229 Ampelanlagen, davon 186 Anlagen an Knotenpunkten und 43 Fußgängeranlagen.
2) Wie viele Ampelanlagen existieren in vergleichbar großen Städten wie Mönchengladbach, Braunschweig, Kiel oder Aachen?
Nach aktueller Anfrage in den benannten Städten ergibt sich folgende Übersicht:
Dies bestätigt den statistischen Erfahrungswert, dass auf 1.000 Einwohner in etwa 1 Ampelanlage entfällt.
3) Wie viele der unter 1) genannten Anlagen werden zentral und wie viele werden einzeln
durch ein statisches Programm gesteuert? Bitte geben Sie mit an, ob diese Anlagen zu bestimmten Zeiten deaktiviert werden.
Mittlerweile sind nur 37 Anlagen noch nicht an die Verkehrsmanagementzentrale angebunden, wobei 14 Knotenpunktanlagen und 23 Fußgängeranlagen betroffen sind.
Zu beachten ist, dass von der Verkehrsmanagementzentrale neben Überwachungsaufgaben u. a. die Auswahl der Signalprogramme und deren Schaltzeiten gesteuert werden kann. Die Signalprogramme selbst sind aber auch in den Steuergeräten der Anlagen vor Ort hinterlegt, so dass grundsätzlich auch Ampelanlagen ohne zentralen Anschluss verkehrsabhängig betrieben werden können.
Festzeitprogramme laufen nur noch auf insgesamt 12 älteren Anlagen, alle anderen Ampelanlagen verfügen über verkehrsabhängige Steuerungen. 92 Ampelanlagen werden durchgängig betrieben, bei 137 Anlagen erfolgen Nachtabschaltungen.
4) In welchem baulichen/technischen Zustand befinden sich die unter 3) genannten Ampelanlagen?
Bitte geben Sie an, welche Anlagen kurz- und mittelfristig saniert oder erneuert werden müssen.
Seit 2012 konnte der bestehende Reparaturrückstau erheblich reduziert werden. Hauptsächlich im Zuge des EU-Förderprojektes Verkehrsmanagementzentrale sind insgesamt 80 Ampelanlagen hinsichtlich Hard- und Software erneuert worden. Dies entspricht einer Quote von mehr als einem Drittel des Gesamtbestandes in nur 5 Jahren.
Dennoch besteht auch nach Auslaufen des Förderprogramms ein weiterhin anspruchsvoller Erneuerungsbedarf. Insgesamt entsprechen derzeit immer noch 109 Ampelanlagen nicht mehr dem Stand der Technik. Beispielhaft sind hier zu nennen die Anlagen an der W.-Sagorski/Br.-Granz-Straße, Bernsdorfer/Lutherstraße, Theaterstraße/Kaßbergauffahrt und Zschopauer/Annenstraße.
5) Welche Ampelanlagen könnten durch andere verkehrlichen Regelungen (Verkehrszeichen,
Kreisverkehre,…) ersetzt werden?
Dazu kann keine pauschale Aussage getroffen werden. Sofern die Umgestaltung eines signalisierten Knotenpunktes ansteht, wird immer geprüft, ob eine andere Form der Verkehrsregelung möglich ist. Dazu gehört auch die Anlage von Kreisverkehrsplätzen. Ein aktuelles Beispiel für dieses Herangehen ist der Gablenzplatz, an dem zukünftig zwei sogenannte Mini-Kreisel die beiden Ampelanlagen ersetzen sollen.
6) Wie hoch sind jeweils die einmaligen und langfristigen Kosten für 4) und 5) und in welcher Höhe sind hierfür Mittel in den Haushaltsplanentwurf für die kommenden Jahre eingestellt?
Baukosten zur Gestaltung von Kreisverkehrsplätzen können nur projektbezogen angegeben werden. Die Kreisverkehre an der Wolgograder Allee kosteten beispielsweise 210.000 EURO bzw. 350.000 EURO, bei größeren Eingriffen wie am Südbahnhof und am Gablenzplatz ist mit etwa 1 Million EURO zu rechnen.
Die Kosten für den Neubau bzw. Ersatzneubau einer Ampelanlage sind von vielerlei Faktoren abhängig wie Anlagengröße und Ausstattungsgrad. Beim Ersatzneubau ist auch von großem Einfluss, inwieweit noch intakte Kabelwege und ggf. Teile der vorhandenen technischen Ausrüstung weiter verwendet werden können. Die Auftragssummen der letzten beiden Jahre differieren hier zwischen 24.000 EURO (Zschopauer/Wartburgstraße) und
130.000 EURO (Zwickauer/Kopernikusstraße). Im letzteren Fall waren umfangreiche Tiefbauarbeiten ausschlaggebend. Die Kosten für einen Ersatzneubau ohne Tiefbau liegen im Schnitt bei 35.000 bis 40.000 EURO.
Für Investitionen im gesamten Bereich Verkehrstechnik (neben Ampelanlagen u.a. auch für Wegweisung, Verkehrsmanagementzentrale, Parkscheinautomaten) sind im Haushaltplanentwurf für die kommenden Jahre jeweils Mittel in Höhe von 610.000 EURO eingestellt (davon 400.000 EURO für den Bereich Gemeindestraßen und 210.000 EURO für den Bereich Bundesstraßen).
Im Bereich der Wartung und Instandhaltung der Ampelanlagen konnten mit dem schrittweisen Aufbau eines eigenen Wartungsstützpunktes erhebliche Kosteneinsparungen erzielt werden. Seit Jahresbeginn werden die Unterhaltungsarbeiten überwiegend durch städtisches Personal realisiert, wobei für den Jahresabschluss 2016 ein Kostenaufwand von insgesamt etwa 695.000 EURO für alle 229 Anlagen zu erwarten ist. Zum Vergleich dazu la-
gen die Kosten für die Wartung und Instandhaltung der Ampelanlagen im Basisjahr 2010 noch bei 1.330.000 EURO.
Hinsichtlich des Energieverbrauchs der Ampelanlagen konnte durch die mittlerweile nahezu vollständige Umrüstung auf LED-Signalgeber eine deutliche Reduzierung von ca. 900.000 kWh in 2010 auf inzwischen etwa 600.000 kWh erreicht werden. Im Ergebnis liegen die jährlichen Energiekosten für alle Ampelanlagen aktuell bei etwa 300.000 €.
Mit freundlichen Grüßen
Michael Stötzer
Bürgermeister
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