Statement der Fraktionsvorsitzenden zur Klassenbildung für das Schuljahr 2023/24

Zum neuen Schuljahr wird die Integration von Schülerinnen und Schülern aus der Ukraine in Regelklassen erfolgen, die bislang in Vorbereitungsklassen unterrichtet wurden.

Damit verbunden sind Herausforderungen für Kultus und Schulträger, vor allem aber Einschnitte in das Schulleben.

Für die SPD-Stadtratsfraktion gibt die Fraktionssvorsitzende Jacqueline Drechsler folgendes Statement ab:

„In unserer Stadt haben viele Menschen aus der Ukraine einen Aufenthaltsort gefunden, um in Sicherheit vor dem Angriffskrieg Russlands zu sein.

Die ukrainischen Geflüchteten genießen Niederlassungsfreiheit und es ist sicher nicht nur der Wohnraum in unserer Stadt, sondern auch die Aufnahmebereitschaft und besonders eine schon vorhandene Community, die sie hier einen Neustart wagen ließen. Und das ist gut so.

Wir haben einige Herausforderungen meistern können. Eine davon waren die Integrationsklassen, die wir im letzten Schuljahr vor allem in der neuen Schule an der Jakobstraße unterbrachten. Damals war uns allen bewusst, dass es diese Vorbereitungsklassen braucht, um notwendige Sprachkenntnisse zu erwerben.

Für eine gelingende Integration war aber seit nunmehr einem Jahr klar, dass es der Eingliederung in die Regelklassen bedarf.“

Die hohe Zahl an ukrainischen Einwohnerinnen und Einwohner in Chemnitz zeigt sich entsprechend auch in der sächsischen Statistik: knapp 9.500 ukrainische Kinder und Jugendliche kommen nun in Regelklassen.

Die meisten von ihnen, nämlich über 2.500 werden Leipziger Schulen besuchen, dahinter folgt mit über 2.200 Schülerinnen und Schüler bereits Chemnitz, noch vor Dresden mit etwas weniger als 2.200.

Jacqueline Drechsler weist auf die Konsequenzen hin:

„Dass die Zahl der Schulen in Chemnitz logischerweise deutlich geringer ausfällt als in den beiden größeren Städten, sollte dem Kultusministerium klar sein. Selbstverständlich gibt es in Chemnitz auch entsprechend weniger Lehrkräfte. Das hat leider fatale Folgen.

Die Lösungen bei den Klassenbildungen haben unsere Fraktion einigermaßen entsetzt. Bestehende Klassen werden geteilt, um mit zusätzlichen Zügen Klassenverbände für die neuen Schülerinnen und Schüler zu schaffen.

Stellen Sie sich einmal eine Achtklässlerin vor, die seit sie die Grundschule verlassen hat, nach Jahren von Wechselunterricht und Home-Schooling im letzten Schuljahr endlich wieder einen richtigen Klassenverbund erleben durfte.

Dieser Schülerin wird jetzt die bestehende Klasse zerpflückt, Freundschaften zumindest räumlich getrennt.

Gleichzeitig kommen ukrainische Schülerinnen und Schüler neu hinzu und werden das Gefühl wahrscheinlich nie wieder los, dass sie schuld am Auseinanderfallen dieser Klasse sind.

Unsere Fraktion empfindet dies als furchtbar unglücklichen Start für eine gelingende Integration und eine Hypothek für das Miteinander in unseren Schulen.“

Ausblickend hält Jacqueline Drechsler fest:

„Wir hatten vom Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus schon erhofft, dass man die Schüler:innenzahlen und die Gegebenheiten des Schulnetzes vor Ort sinnvoll bewertet. Was wir nun zumindest von diesem Ministerium in Dresden erwarten, ist, dass man bei der personellen Ausstattung nachbessert, damit alle Schülerinnen und Schüler unter den erschwerten Bedingungen gut lernen können.“