Statement des Vorsitzenden der SPD-Fraktion im Stadtrat

Aus gegebenem Anlass hielt der Vorsitzende der SPD-Fraktion Detlef Müller eine Fraktionserklärung, um der bewussten Verdrehung geschichtlicher Vorgänge durch die Fraktion Pro Chemnitz zu widersprechen. Am Montag gedachten die Chemnitzerinnen und Chemnitzer der Opfer des 5. März 1945 und mahnten mit Blick auf Kriege der Gegenwart, diese endlich zu beenden. Das Statement von Pro Chemnitz kann so nicht stehen gelassen werden.

Detlef Müller
Detlef Müller

Am vergangenen Montag,  – dem Friedenstag in Chemnitz,  konnte man auf der Facebook-Seite von Herrn Kohlmann bzw. Pro Chemnitz lesen, dass vor 73 Jahren „der anglo-amerikanische Völkermord an der deutschen Zivilbevölkerung“ Chemnitz erreicht habe. Es sei „weiterhin notwendig, der von staatlicher Seite verbreiteten Propaganda zu diesem Anlass zu widersprechen.“

Man muss sich fragen, ob diese Verdrehung geschichtlicher Vorgänge, die Verwechslung von Ursache und Wirkung, im Falle von Herrn Kohlmann nur Dummheit oder aber Bösartigkeit ist. Ich bin überzeugt, es ist Letzteres.

Der unzweifelhaft durch die Aggression des Deutschen Reiches entfesselte Zweite Weltkrieg hat Schätzungen zufolge über 65 Millionen Menschen das Leben gekostet. Hierzu zählt der tatsächliche Völkermord an den europäischen Juden, dem ca. 6 Millionen zum Opfer gefallen sind, und der jüdisches Leben und Jahrtausende alte jüdische Kultur in weiten Teilen Europas komplett vernichtet hat.

Allein die Sowjetunion hatte ca. 27 Mio. Opfer zu beklagen, davon 13 Mio. Soldaten und 14 Mio. Zivilisten.

Man kann trefflich über Moral und Sinnhaftigkeit der alliierten Flächenbombardements streiten.

Die Luftangriffe brachten unendliches Leid über die Zivilbevölkerung, aber es war eben auch jenes Leid, das sechs Jahre zuvor von Deutschland aus über ganz Europa gebracht wurde. Und während die Nazis den Krieg führten um zu morden, um den Kontinent für ihre „rassereinen“ Siedlungsflächen von anderen Völkern zu „säubern“, um die „arische Rasse“ im Endeffekt über die Welt herrschen zu lassen, führten die Alliierten den Krieg, um sich zu verteidigen und Europa von der Tyrannei der Nationalsozialisten zu befreien.

Und deswegen den Deutschen als Ganzes eine Opferrolle zuzuweisen, und in Bezug auf die deutsche Erinnerungskultur von „staatlicher Propaganda“ zu sprechen, ist selbst für die Maßstäbe von PRO CHEMNITZ und Herrn Kohlmann erbärmlich.

Sie, Herr Kohlmann, und Sie, meine Damen und Herren von PRO CHEMNITZ, spielen sich als Hüter eines würdigen Totengedenkens für die deutschen Opfer auf. Aber in Wirklichkeit schänden Sie mit ihrem bösartigen, abscheulichen Gerede die Gräber ALLER Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und der deutschen Kriegsmaschinerie, seien es Deutsche, Polen, Russen, Franzosen oder die industriell vernichteten Juden aus allen Teilen Europas.

Für diese bewussten Verdrehungen, für diese böswillig verbreiteten Geschichtslügen, für Ihren Mangel an Anstand und Kultur, für Ihre Respektlosigkeit und Gefühlskälte im Angesicht der Toten sollten Sie sich schämen! Herr Kohlmann, schämen Sie sich.

Schreibe einen Kommentar