Textilarbeiterstreik in der Aktienspinnerei 1883

Aktienspinnerei1883 fand in Chemnitz der vermutlich erste größere Streik statt, der in Deutschland von einer Frau angeführt wurde. Am 7. Juni traten die etwa tausend Arbeiter der Chemnitzer Aktienspinnerei, darunter 700 Frauen, in den Ausstand. Ihre Arbeitsbedingungen hatten sich unter einem neuen Direktor, der die wirtschaftlichen Probleme des Unternehmens lösen sollte, deutlich verschlechtert.

Dem Streikkomitee, dem sieben Frauen und ein Mann angehörten, stand die Weiferin Ernestine Minna Simon vor.

Die Streikfront bröckelte nach wenigen Tagen, als die Arbeiterfamilien in finanzielle Not gerieten und ein Teil der gestellten Forderungen erfüllt wurden. Chemnitzer Sammlungen zur Unterstützung der Streikenden erbrachten nicht genug Geld, um den Streik aufrechtzuerhalten. Bemühungen seitens der Sozialdemokratischen Partei um eine landesweite Unterstützungsaktion konnten zudem angesichts der nur eingeschränkten Handlungsmöglichkeiten während des Sozialistengesetzes nicht mehr rechtzeitig zum Erfolg kommen.

Zur Erinnerung an diesen Streik wurde am 8. März 2000 in Chemnitz die Obere Aktienstraße in Minna-Simon-Straße umbenannt. [Dr. Stephanie Pietsch]

Literatur:
Schaller, Karlheinz: „Einmal kommt die Zeit“. Geschichte der Chemnitzer Arbeiterbewegung vom Ende des 18. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg. Verlag für Regionalgeschichte: Bielefed/Gütersloh 2001

Schreibe einen Kommentar