Gebäudekomplex Dresdner Straße 38/38a und b
Die ehemalige Villa des Maschinenfabrikanten August Götze wurde 1860 im neoklassizistischen Stil erbaut. Das Gebäude gelangte 1910 in Besitz der SPD, Emil Landgraf kaufte in deren Auftrag Haus und Grundstück für die „Volksstimme, Landgraf & Co, Buchdruckerei und Verlagsgeschäft“.
Ein großes Druckereigebäude wurde angebaut und 1911 eingeweiht. Mit Fahrstuhl, Rohrpost, Haustelefon und elektrischer Beleuchtung gehörte das Jugendstilgebäude zu den modernsten seiner Art. Hier befanden sich Expedition und Druckmaschinen, Geschäftsleitung, die SPD-Bibliothek, Stereotypie und Akzidenzdruckerei, Maschinen- und Handsetzerei. In den vorderen Gebäuden hatten die Gewerkschaftsbüros der Bauarbeiter, Tabakarbeiter, Holzarbeiter, Maler, Transportarbeiter sowie die Parteisekretariate, die Arbeiterwohlfahrt, die Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ) und die Kinderfreunde ihren Sitz. Außerdem residierte hier die Volksbuchhandlung der SPD (Foto).
Georg Landgraf, der Sohn Emil Landgrafs, Buchhalter und Prokurist des Unternehmens, der viele Jahre für die SPD als Stadtverordneter und Stadtverordneten-Vorsteher im Chemnitzer Rathaus saß, wurde am 9. März 1933 auf den Stufen des Druckereigebäudes erschossen, als er sich dem SA-Trupp entgegenstellte, der das Haus stürmen wollte.
Villa und Druckhaus eigneten sich die Nazis an, ab 1934 saß hier die 1. Kreisleitung der NSDAP sowie der NS-Verlag für den Gau Sachsen.
Von den Bombenangriffen auf Chemnitz verschont, zogen nach dem Krieg in den Gebäudekomplex die SED-Stadtleitung, später auch die SED-Stadtbezriksleitung Mitte-Nord ein.
Nach der Rückübertragung 1990 gingen Villa und Anbau wieder in den Besitz der SPD über. Bereits am 10. Februar 1990 führte hier die SPD Ihren ersten Bezirksparteitag durch. Im Vorderhaus befanden sich Anfang der 90er Jahre die Büros des neugegründeten SPD-Unterbezirkes, die SPD-Landesgeschäftsstelle mit dem Landesvorsitzenden Michael Lersow und dem Geschäftsführer Lutz Kätzel sowie die Bürgerbüros von drei SPD-Landtagsabgeordneten, Alfred Förster, Michael Lersow und Hans Jürgen Richter und die von Eugen Gerber neu gegründete AWO-Geschäftsstelle.
Im Hintergebäude befanden sich DGB, Friedrich-Ebert-Stiftung, Rechtsanwaltsbüros und die Verwaltung der Immobilie.
Von 1996 bis 1997 wurde der gesamte Komplex umgebaut und saniert, die Mieter mussten dafür die Häuser verlassen. Viele kehrten in die nun „Sonnenberg – Terrassen“ genannten Büros des „Georg-Landgraf-Forums“ nicht zurück. Neue Mieter zogen in Vorder – und Hinterhaus, die Unterbezirksgeschäftsstelle hatte ihren Sitz nunmehr im Hintergebäude.
Seitdem gab es häufige Mieterwechsel, die neuen Strukturen der SPD Sachsen brachten es mit sich, dass sich jetzt im Vorderhaus die SPD-Regionalgeschäftsstelle und das Bürgerbüro der Landtagsabgeordneten Petra Köpping befinden.
SPD-Unterbezirksvorstand und die Arbeitsgemeinschaften der SPD nutzen die Tagungsräume für ihre Treffen und Veranstaltungen. [Viola Hennig]
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